Herr Feuerstein, Sie investieren in Bad Nenndorf stark in das Thema Open Data: Warum ist Ihnen das touristisch betrachtet so wichtig?
Feuerstein: Während meiner Zeit in Celle, wo ich die PR-Arbeit und das Marketing verantwortete, waren die Möglichkeiten, die ein offener Umgang mit Daten in Zukunft spielen würde, über das Städtenetzwerk der aboutcities bereits vor Jahren ein großes Thema. Auch die TourismusMarketing Niedersachsen GmbH (TMN) setzte früh auf diese Karte und brachte von Anfang an Expertise diesbezüglich in das Städtenetzwerk ein. Ich hatte das Thema also schon im Gepäck, als ich nach Bad Nenndorf kam. Hier fiel es dann aber schnell auf fruchtbaren Boden. Zum einen gab es ein passendes Förderprogramm. Zum anderen kannten die Mitarbeiterinnen der Tourist-Information auch bereits das Redaktionssystem destination.one, das auch beim Niedersachsen Hub im Einsatz ist. Damals war es hier wie vielerorts: Daten schlummerten zum Beispiel in lokalen Eventkalendern und mussten zig Mal an verschiedenen Stellen eingepflegt werden. Echte Sichtbarkeit gab es trotz dieser Mehrarbeit nicht. Jetzt pflegen wir als die Experten vor Ort alle Datensätze einheitlich – und alles landet automatisiert auf unserer Website, in der PWA, auf unseren Stelen und über den Niedersachsen Hub als digitale Drehscheibe auch in allen möglichen Eventkalendern und weiteren Seiten. Wenn ein potenzieller Gast heute im Netz auf Bad Nenndorf stößt, dann sehr wahrscheinlich auf einen gut gepflegten Datensatz mit richtigen Informationen. Und was wir ebenfalls mittlerweile sehen: Immer mehr örtliche Unternehmer kommen auf uns zu und wollen ebenfalls über uns sichtbar werden.
Wo genau liegen die Vorteile des Niedersachsen Hub bei der Datenbereitstellung bzw. -distribution?
Feuerstein: Zunächst sollte klar sein: Gäste denken nicht in den Grenzen von Verwaltungsbezirken. Von daher müssen wir als Touristiker auch destinationsübergreifend handeln. Genau das leistet der Niedersachsen Hub beim Verteilen und Multiplizieren von Datensätzen. Weil diese Vernetzung aber quasi unsichtbar im Hintergrund abläuft, war – und ist – das Thema Open Data für viele nicht greifbar. Von daher an dieser Stelle ein großes Lob an die TMN und speziell den zuständigen Digitalmanager Constantin Foltin, dass dieses Thema immer wieder gepusht wird und man versucht, wirklich alle Gemeinden und Kommunen mitzunehmen. Denn das Schöne an dem Hub ist: Die Datenpflege ist keine Einbahnstraße. Wir selbst nutzen umgekehrt auch wieder Informationen aus der Datenbank, um sie bei uns darzustellen. Und wir können uns darauf verlassen, dass diese Datensätze immer top gepflegt sind – und nicht erst von uns angelegt werden müssen.
Gibt es Beispiele, wo die Daten destinationsübergreifend sinnvoll fließen?
Feuerstein: Bei uns auf jeden Fall! Wir arbeiten eng mit dem Steinhuder Meer, der Region Hannover und in dem Arbeitskreis Deister zusammen. Das Mittelgebirge ist für mich das perfekte Beispiel, wie gelungenes, gemeinsames Datenmanagement aussehen kann. Hier liegen sechs Anrainer-Kommunen, beheimatet in zwei verschiedenen Landkreisen sowie der Region Hannover. Trotzdem gibt es eine gemeinsame Website für den Deister, auf der alle ihre Daten sichtbar machen. Aktuell pflegen wir die Daten dort noch extra. Wir machen uns nun aber auf den Weg, auch hier ein gemeinsames Datenmanagement aufzubauen, wo jeder genau die Informationen pflegt, für die er der Experte ist. Davon profitiert dann die ganze Region und im Besonderen der Gast, weil der sich über gastronomische Angebote, Wanderwege usw. zentral und ganzheitlich informieren kann. Die Experten vor Ort stehen in Kontakt mit den Stakeholdern und Leistungsträgern und wissen eben am ehesten, wenn sich etwas ändert. Hier ist natürlich zu berücksichtigen, dass in den Kommunen bereits Daten in verschiedenen Systemen bereits gepflegt werden. Es gilt also, alles sinnvoll zusammenzuführen. Dabei hilft uns auch die TMN.
Bad Nenndorf nutzt auch das Website-Framework der TMN. Wie sind die Erfahrungen mit dieser Lösung?
Feuerstein: Dieses Angebot ist aus mehreren Gründen sehr gut. Erstens sind die Widgets und Module technisch „state of the art“ und perfekt auf die Bedürfnisse kleinerer Kommunen abgestimmt. Zweitens fungiert die TMN mit ihren Digitalexperten als wichtige Schnittstelle zwischen uns DMOs und der Webagentur. Wenn die TMN dort unsere Wünsche bündelt und adressiert – dann passiert auch immer etwas. Drittens sind die Betriebskosten unseres Onlineauftritts durch die Nutzung der Widgets und Module deutlich gesunken. Der seitens der TMN mit neusta.destination.one geschlossene Rahmenvertrag macht sich bei uns also spürbar im Portemonnaie bemerkbar. Nicht zuletzt ist die Framework-Lösung mit den Bausteinen ideal mit dem Niedersachsen Hub verzahnt. Wer möchte, kann aber auch seine alte Website weiterbetreiben – und trotzdem Daten in den Hub einspeisen und daraus beziehen.
Viele Akteure sind immer noch unsicher, wie sie die unterschiedlichen Herausforderungen rund ums Thema Daten bestmöglich bewältigen sollen. Wo habt ihr Unterstützung bekommen?
Feuerstein: Für mich waren die aboutcities und die TMN immer wichtige Ansprechpartner. Waren es im Städtenetzwerk eher Veranstaltungen wie das Niedersachsencamp, das wichtige Impulse gab, hilft die TMN sehr konkret bei der Umsetzung. Das fängt bei der Bereitstellung der Website-Frameworks an, geht weiter über den Austausch mit anderen im internen Netzwerk „Kora“ und reicht bis zu Webinaren, wo konkrete Fragestellungen erläutert werden. Was auch immer wahnsinnig hilfreich war: Wann immer ich irgendwo Überzeugungsarbeit für das Thema Open Data leisten muss, kommt von der TMN auf Anfrage jemand dazu und gibt Rückenwind. Und wenn die Landesorganisation vor Ort eine Präsentation hält, gute Argumente für offenes Datenmanagement liefert, kann das der eigenen Agenda richtig Rückenwind geben.
Vielen Dank für das Interview!
Alle Infos und Kontaktdaten zum Niedersachsen Hub, dem TMN-Framework und weiteren Digitalthemen der TMN HIER.