Im Bio-Hotel TraumzeitHof in der Lüneburger Heide setzt Hotelchef Jürgen Reimer auf Nachhaltigkeit, die Stärkung der Region und mitarbeiterfreundliche Arbeitsbedingungen.

Im Bio-Hotel TraumzeitHof in der Lüneburger Heide setzt Hotelchef Jürgen Reimer auf Nachhaltigkeit, die Stärkung der Region und mitarbeiterfreundliche Arbeitsbedingungen.
Im Naturpark Südheide, im kleinen Heidedorf Dalle, betreibt Jürgen Reimer mit seiner Frau Christine seit 2012 den zertifizierten Bio-Hotelbetrieb TraumzeitHof. Umgeben von Weiden und Wäldern liegt dem Hotelier der Schutz der Natur besonders am Herzen. Das Motto des Hauses lautet daher: In der Natur mit der Natur leben. „Hier wohnen und arbeiten zu dürfen, ist ein Privileg. Es wäre fatal, das, womit man arbeitet, zu zerstören“, erklärt Jürgen Reimer die Philosophie seines Betriebs.
Das Grundstück des TraumzeitHofs umfasst 7,5 Hektar, darunter 2 Hektar Biotopfläche, die brach liegen und nicht betreten werden dürfen. Dort hat die Natur ihren eigenen Raum. Gäste können Wildtiere wie Kraniche und Hirsche in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Reimer betont, dass im gesamten Betrieb darauf geachtet wird, die Eingriffe in die Natur auf ein Minimum zu reduzieren. Dieser konsequente Einsatz für den Naturschutz war auch Voraussetzung für die Zertifizierung mit Gold im Dehoga Umweltcheck.

Die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit erfordert gelegentlich Kompromisse. Statt gepflegtem englischen Rasen gibt es einen sich selbst entwickelnden naturnahen Garten, der heimischen Vögeln und Insekten Nahrung und Lebensraum bietet – mit Erfolg. In den warmen Monaten bewundern Gäste die Vielfalt und den Artenreichtum der Natur, denn dann zwitschert, summt und brummt es überall. Reimer ist überzeugt, dass nur ein respektvoller Umgang mit der Natur Konflikte zwischen der lokalen Bevölkerung und dem Tourismus verhindert.

Möglichst wenig Abfall produzieren, auf langlebige Anschaffungen setzen und dennoch höchste Qualität für die Gäste sicherstellen: So sieht gelebte Nachhaltigkeit auf dem TraumzeitHof aus. Ein Beispiel dafür ist die kulinarische Verpflegung, die zu 90 % aus biologisch, möglichst regional erzeugten Produkten besteht. Dabei setzt Hotelchef Reimer auf sinnvolles Agieren anstelle von starren Richtlinien: Anstatt biozertifizierten Honig aus dem Ausland zu importieren, wird Honig aus der Region verwendet, auch wenn dieser nicht biozertifiziert ist, um nur ein Beispiel zu nennen.
Nachhaltiges Handeln schließt für Reimer auch die Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitarbeitenden ein. So achtet er darauf, umweltschonende und biologisch hergestellte Reinigungsmittel zu verwenden, die zugleich die Gesundheit seiner Angestellten schützen. Diese Produkte sind zwar teurer in der Anschaffung, überzeugen jedoch durch ihre Qualität und Ergiebigkeit, sodass sich der Einsatz letztlich wirtschaftlich lohnt.
„Mein Tipp für eine nachhaltige Hauswirtschaft ist, Nachhaltigkeit auch als wirtschaftlichen Vorteil zu betrachten. Weniger von allem zu verwenden und dafür auf umweltfreundliche Alternativen zu setzen, funktioniert hervorragend“, resümiert Reimer.
Welche Entwicklung in Bezug auf Nachhaltigkeit in der Hotelbranche wünschen Sie sich in der Zukunft?
Eine unbürokratischere Herangehensweise und ein besseres Verständnis der Bevölkerung dafür, was nachhaltige Betriebe leisten. Zertifizierungen kosten mich sehr viel Arbeit und Zeit, weil die formelle Aufarbeitung von Belegen sehr viel Zeit beansprucht. Wenn ich Kartoffeln aus der Region kaufe, dann lege ich das Geld hin und nehme mir die Kiste, aber dafür habe ich dann keinen Beleg, der bestätigt, dass es sich um Bio-Ware handelt. Dadurch, dass all das sehr viel Zeit und Geld kostet, können konventionell arbeitende Betriebe z.B. eine Mahlzeit dann 5 Euro günstiger verkaufen. Dass die Qualität des Essens jedoch darunter leidet, weil Geld gespart und die Umwelt vergessen wird, daran denken viele nicht. Sie schauen nur auf den Preis. Ich wünsche mir, dass Nachhaltigkeit in Zukunft nicht aufhört, wenn Geld ins Spiel kommt.

Wie kommunizieren Sie Ihren Gästen Ihre nachhaltigen Praktiken?
Nachhaltigkeit zu kommunizieren, das ist ein schwieriges Kapitel. Deshalb haben wir auch einen betriebswirtschaftlichen Berater im Haus, der sich mit diesen Dingen befasst. Dieser Berater stellt sicher, dass genügend Informationen vorliegen. In den Zimmern wird darüber informiert, wie die Betten gereinigt werden. Außerdem haben wir Aushänge im Foyer, die zeigen, dass wir Bio-zertifiziert sind und in welchen Bereichen wir ausgezeichnet wurden. Wir kommunizieren auch, dass wir den meisten Strom über PV-Anlage selbst erzeugen und den Rest aus deutscher Wasserkraft beziehen. Viele Gäste informieren sich schon vor ihrer Ankunft online über unsere nachhaltigen Praktiken und wollen dann vor Ort auch wissen, ob das alles stimmt, was wir auf unserer Website anpreisen. Wir versuchen dabei einen Spagat in der Kommunikation zu machen, sodass wir die Gäste nicht mit Nachhaltigkeit erschlagen, aber ihnen trotzdem geben, was sie wissen wollen.


Was würden Sie einem konventionellen Betrieb raten, der gerne nachhaltiger arbeiten möchte?
Es ist nicht einfach, nachhaltige Ausstattung zu finden. Es bedarf einfach mehr Recherche. Ein banales Beispiel dafür sind Schmutzfänger, die man in jedem Hotel als erstes sieht. Dafür gibt es unzählige Hersteller, aber nur einen, der diese aus 100% recyceltem Material herstellt. Auch wenn es mehr Zeit kostet, als konventionelle Ware zu bestellen, im Endeffekt lohnt es sich. Ein weiterer Tipp ist auch, sich beim Arbeiten mit externen Unternehmen diese genauer anzusehen. Nachhaltigkeit bedeutet einfach auch, regionale Unternehmen zu unterstützen und somit die ganze Region zu stärken. Bei Handwerksarbeiten sollte man auf heimische Unternehmer*innen zugehen und Aufträge in der Region vergeben. Ich möchte betonen, dass Betriebswirtschaft, Umweltschutz und Nachhaltigkeit keinen Widerspruch darstellen.