Die Menschen in Deutschland haben während der Corona-Krise (gezwungenermaßen) auf viele Tagesausflüge verzichtet. Im Vergleich zu den Vorjahren fanden phasenweise nur 33 Prozent der für gewöhnlich getätigten Tagesausflüge statt. Seit den Lockerungen Mitte Mai geht der Trend im Tagestourismus jedoch erfreulicherweise stetig in Richtung „Normalniveau“ und immer mehr Deutsche sind wieder unterwegs. Die Details liefert die aktuelle Ausgabe des dwif-Tagesreisenmonitor.
Die Corona-Krise hat den Tourismus phasenweise fast komplett zum Erliegen gebracht und auch heute kann von einem Tourismus, wie wir ihn kennen, noch kaum die Rede sein. Neben den Übernachtungsreisen betrifft dies auch den Tagestourismus – ein milliardenschweres Standbein im Deutschlandtourismus, das für eine kontinuierliche Auslastung vieler Tourismus- & Freizeitbetriebe über das gesamte Jahr hinweg sorgt.
Aber wie ausgeprägt war das Tagesausflugsverhalten der Deutschen während der Corona-Krise? Welche Aktivitäten wurden dabei unternommen? Und wie war die Regenerationsgeschwindigkeit des privaten Tagestourismus nach den ersten Lockerungen? Um der Branche Antworten auf diese und andere Fragen zu geben, liefert das dwif ausgewählte Halbjahres-Ergebnisse aus dem dwif-Tagesreisenmonitor.
Im dwif-Tagesreisenmonitor erhebt das dwif kontinuierlich Marktdaten zum Tagestourismus über ein deutschlandweites Online-Panel. Jährlich erhält die Branche so Einblicke zum Tagesreiseverhalten (Tagesausflüge und Tagesgeschäftsreisen) aus rund 15.600 Interviews mit Deutschen zwischen 14 und 75 Jahren. Inzwischen liegen die aktuellen Zahlen zum Tagesreiseverhalten der Deutschen für das erste Halbjahr 2020 vor.
Der Vergleich der aktuellen Ergebnisse des dwif-Tagesreisenmonitor mit den Werten eines „Normaljahres“ zeigt ab Kalenderwoche 12/2020 (ab 16. März 2020) einen deutlichen Rückgang der Tagesausflüge pro Person. Während der Lock-Down-Phase zwischen KW 12/2020 und KW 19/2020 haben sich die privaten Tagesreiseaktivitäten der Deutschen im Vergleich zu den Vorjahren fast mehr als halbiert – zu Beginn der Einschränkungen sogar um bis zu 67 Prozent.
Ausnahme: Die Osterwoche. Trotz noch geltender Einschränkungen wurde hier das Niveau aus den Vorjahren übertroffen, wobei der Vergleich etwas hinkt, da Ostern im Vorjahr in Kalenderwoche 17 lag. Doch auch dieser Wert wurde 2020 übertroffen. Neben der generellen „Ausflugs-Lust“ nach fast vierwöchiger Lock-Down-Phase, dürfte u. a. auch das frühsommerliche Wetter an den Osterfeiertagen die Menschen in Scharen nach draußen getrieben haben.
Bei der Regenerationsgeschwindigkeit der Tagesausflüge deckt sich die tatsächliche Entwicklung mit den Einschätzungen der Touristiker*innen aus den dwif-Kurzbefragungen lokaler/regionaler Tourismusorganisationen (https://www.dwif.de/news/item/corona-befragung-tourismus-update.html) sowie mit den Analysen im dwif-Corona-Kompass (https://www.dwif.de/corona-kompass.html). Nach den (ersten) Lockerungen in vielen Bundesländern zeigte sich im privat motivierten Tagestourismus bereits ab KW 19/2020 bzw. ab KW 21/2020 ein kontinuierlicher Anstieg, so dass ab KW 25/2020 wieder das Niveau eines Normaljahres erreicht wurde.
Der dwif-Tagesreisenmonitor zeigt deutlich: Die privaten Tagesreiseaktivitäten der Deutschen haben sich in Zeiten der Corona-Krise deutlich reduziert, ein völliger Stillstand der Tagesausflüge ist jedoch u. a. aufgrund der günstigen Wetterverhältnisse im März und April 2020 nicht eingetreten. Bedingt durch allgemeine Einschränkungen (Mengenbegrenzungen etc.), Schließungen von Attraktionen/Sehenswürdigkeiten und gastronomischen Einrichtungen oder Veranstaltungs-Absagen lassen sich jedoch (zwangsweise) Veränderungen bei den Aktivitäten erkennen.
Vor allem Outdoor-Aktivitäten wie Wandern/Radfahren, der Besuch von Naturattraktionen sowie Erholungs-/Spazierfahrten konnten zwischen KW 12/2020 und KW 19/2020 deutliche Zuwächse verzeichnen. Andere, für gewöhnlich wichtige Tagesausflugs-Aktivitäten, wie z. B. der Besuch von Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen oder Restaurants/Cafés wurden entsprechend der deutschlandweiten Beschränkungen kaum unternommen. Veranstaltungsbezogene Tagesausflüge haben aus eben diesem Grund auch erst zum Halbjahreswechsel langsam wieder an Bedeutung gewonnen.
Durch die (zwangsweise) Veränderung der Aktivitäten – hin zu jenen, für die lediglich kurze Wegstrecken erforderlich sind – hatte die Corona-Krise auch Auswirkungen auf die zurückgelegten Distanzen zwischen Wohnort und Zielgebiet bei den unternommenen Tagesausflügen.
In der Lock-Down-Phase besonders „boomende“ Aktivitäten, wie Wandern/Radfahren oder Besuche von Naturattraktionen finden im Vergleich zu anderen Aktivitäten häufig im näheren Wohnumkreis statt. Dies spiegelt sich in einem Rückgang der Ausflugsdistanzen von phasenweise bis zu fast 50 Prozent (KW 13/2020) gegenüber einem Normaljahr. Ähnlich zum generellen Anstieg der Tagesausflüge ist auch bei den dabei zurückgelegten Distanzen ab KW 21/2020 ein Trend in Richtung Normalniveau (Jahr 2018: ø rund 52 km einfache Wegstrecke) zu erkennen – allerdings finden nach wie vor noch vergleichsweise viele Tagesausflügle im Wohnumfeld statt.
Entsprechend der veränderten Tagesausflugsaktivitäten gaben die Tagesausflügler*innen im Zuge ihrer Ausflüge während der Corona-Krise auch deutlich weniger aus. In den Kalenderwochen 12 bis 15 gingen die Ausgaben pro Kopf je Tageausflug phasenweise um über 60 Prozent zurück – vor allem die Tagesausgaben in den Kategorien Gastronomie und Freizeit/Unterhaltung (z. B. Eintrittsgelder) verzeichneten Rückgänge auf nahezu Null Euro.
NEIN. Zweifellos sind einige Destinationen aktuell aufgrund extremer tagestouristischer Nachfragespitzen mit der Etablierung funktionierender Gästelenkungsmaßnahmen konfrontiert. Die kostenfreie dwif- Online-Reihe zur Gästelenkung nimmt genau diese Herausforderungen in den Blick. Mehr dazu unter https://www.dwif.de/gaestelenkung.
Die Zahlen des dwif-Tagesreisenmonitors machen jedoch eindrucksvoll deutlich, dass trotz einer schnellen Regenerationsgeschwindigkeit in diesem für den Deutschland-Tourismus so wichtigen Nachfragesegment noch lange nicht von einer Normalität gesprochen werden kann. Auch wenn die reine Quantität der Tagesausflüge – auch dank der geringen Urlaubsreiseintensität und/ Urlaubsdauer der Deutschen in 2020 – wieder Vorjahresniveau erreicht, so sind das Aktivitätenspektrum, die zurückgelegte Distanz und das Ausgabenniveau noch alles andere als „normal“.
FAZIT: Kein Business as usual im Tagestourismus!
Ansprechpartner:
dwif – WEGWEISEND im Tourismus
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