Die IHKN hat gerade die Ergebnisse der Saisonumfrage Tourismus herausgegeben. Vor einem Jahr hieß es hier, dass sich die Stimmung bei den Betrieben in Niedersachsen verbessert hat. Wie ist jetzt der Blick in die Zukunft?
Van der Toorn: Die Zahlen decken sich gut mit der gefühlten Stimmungslage. Die Antworten der Betriebe zeigen, dass sich die Erwartungen leider wieder etwas eingetrübt haben. Unser Konjunktur-Klima-Index, der die Erwartungen und die aktuelle Geschäftslage zu einem Wert zusammenfasst, steht für das Gastgewerbe jetzt bei 90 – was in etwa dem Niveau von 2022 entspricht. Ihre aktuelle Lage wird nur von einem Viertel der Betriebe als gut wahrgenommen, ein Viertel bewertet die Situation als schlecht. Die große Mitte meint, es sei befriedigend. Die Zukunftsaussichten sind noch negativer: Fast ein Drittel im Gastgewerbe erwartet eine schlechtere Geschäftslage als im vergangenen Jahr. Speziell in der Gastronomie gehen sogar nur 8,5 Prozent von einer besseren Situation aus. Man muss beim Vergleich zum Vorjahr aber auch dazusagen, dass der letzte Sommer ein sehr guter für die Betriebe in Niedersachsen war.
Aber die Situation im Gastgewerbe unterscheidet sich durchaus von anderen Segmenten, oder?
Wir betrachten in unserer Erhebung Gastronomie, Beherbergung und Camping separat.
Die Campingplatz-Betreiber bewerten Lage und Aussichten tatsächlich positiver als die anderen. Die Branche boomt seit Jahren. Gut ein Drittel sieht die Bedingungen für ihr Geschäft aktuell günstiger als im Vorjahr. Nur 21 Prozent bewerten es genau umgekehrt.
Im vergangenen Jahr haben die Betriebe die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise als größtes Risiko benannt. Wo sehen die Partner im Land diesmal die größten Herausforderungen?
Für 74 Prozent der Befragten sind die steigenden Energie-, Lebensmittel- und Rohstoffpreise nach wie vor das größte Risiko. 71 Prozent sehen die hohen Arbeitskosten als Problem. Platz drei teilen sich die schwieriger werdenden wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und der Personal- und Fachkräftemangel.
Viele Betriebe fordern zudem weniger Bürokratie und Regulierung und wollen von der Politik wissen, wohin die Reise geht, um Planungssicherheit zu bekommen. Der Mix dieser Gegebenheiten und die teils unklaren Zukunftsaussichten trüben das Bild im Vergleich zur Vorjahres-Erhebung sichtbar ein.
Wie sieht es mit Blick auf die Preisentwicklung aus?
Hier geht der Großteil aller Betriebe (57 %) davon aus, dass die Preise im Vergleich zum Vorjahr höher sein werden. Mit Blick auf die Segmente stellt es sich so dar, dass in der Beherbergung knapp jeder zweite Betrieb von höheren Preisen ausgeht, in der Gastronomie sind es 67 Prozent. Das erklärt sich hier aber auch aus der Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz. Einen Teil werden die Unternehmen dabei übrigens nicht an die Kunden weiterreichen. Viele sagen uns, dass die Nachfrage ohnehin schon zurückgegangen ist. Die Leute fahren zwar in den Urlaub, überlegen sich aber mittlerweile zweimal, ob sie noch essen gehen – oder sie bestellen günstigere Gerichte. Trotz höherer Preise wird bei vielen Gastrobetrieben also am Ende weniger Gewinn in den Büchern stehen.
Wie ist das Klima für Investitionen im niedersächsischen Tourismus?
Die Zahl der Betriebe, die gesagt haben, dass dieses Jahr mehr investiert werden könnte als 2023, ist spürbar gesunken – auf gerade einmal 3,5 Prozent. Das heißt aber nicht, dass in Niedersachen nicht mehr investiert wird: Ein Drittel will gleichbleibend viel Geld in die Hand nehmen, um Verbesserungen anzustoßen. Ein weiteres Drittel wird investieren, aber weniger als im Vorjahr. Nur ein Drittel plant dieses Jahr überhaupt keine Investitionen. Große Unterschiede zwischen den Segmenten sehen wir übrigens nicht. Und wenn investiert wird, dann meist in die Bereiche Modernisierung (76 %) und Rationalisierung (30 %). Was wir vergleichsweise wenig sehen, sind Investitionen in die Bereiche Produkt & Innovation oder Umweltschutz, die bei jeweils 20 Prozent liegen. Gerade mit Blick auf das sich verschlechternde Investitionsklima setzen wir als IHKN uns dafür ein, dass die Politik die Rahmenbedingungen nachhaltig verbessert. Betriebe brauchen Planungssicherheit und weniger Bürokratie, dann wird auch wieder mehr im niedersächsischen Tourismus investiert werden.
Die Saisonumfrage Tourismus der IHK Niedersachsen finden Sie hier: